Wer oder was ist der Student?

Ich bin mal wieder zu spät. Aber ich sehe es auch nicht ein mich extra zu beeilen. Ist ja nur der neue Semesterbeginn, ist ja auch nur ein Seminar. Ich hab verschlafen, hatte dann noch keine Lust aufzustehen und jetzt hab ich eigentlich auch gar keine Lust mehr dahin zu gehen. Naja was solls. Von Nichts kommt Nichts, denke ich mir. Die letzten zehn Minuten kann ich ja durchaus mal anwesend sein. Ist ja zum Glück nicht mehr wie in der Schule. Kann man ja mal machen.

Ich öffne die Tür zum Hörsaal, schließe sie wieder und will mich gerade in die letzte Reihe pflanzen, als eine laute Stimme ertönt:

„Was fällt Ihnen ein, in meiner Vorlesung zu spät zu kommen? Und Sie schimpfen sich Student?“

Oha. Da läuft bei jemandem die Welt wohl anders als bei mir. So früh am Morgen (wir haben es halb eins) so einen Stress. Muss das wirklich sein?

Der Dozent ruft noch einmal: „Sie trauen sich wirklich Student zu sein?“

Ich seufze, stehe auf und erwidere:

 

Wer ist der Student?

 

Ist er ein fleißiger,

nach Wissen gierender,

niemals frierender,

niemals vor Prüfungen fliehender,

immer auf die beste Note schielender,

vor Eloquenz nur so strotzender,

und in der Intelligenz stetig wachsender Mensch?

 

 

Ist er jemand der Hausarbeiten gerne schreibt?

Der, der immer am längsten in der Uni bleibt?

Einer der immer alles brav mitschreibt?

Jemand der sich immer wieder bis zum Äußersten treibt?

Der seinen Erfolg niemandem unter die Nase reibt?

Und immer weiter und weiter an seiner Note feilt?

 

Ist er der sich für alles freiwillig Meldende,

immer am Versuchen besser zu sein als der Vorherige,

im wahrsten Sinne nach Wissen und Lernen Süchtige,

überall auf dem Unicampus Anzufindende,

der bei allen Unternehmen und Firmen Beliebteste,

und doch total bescheiden?

Ja? Ist der Student so ?

 

Oder ist er vielleicht ehr:

Ein ewiger Langschläfer.

Ein fauler Schäfchenzähler.

Ein richtiger Seminardrücker.

Ein im Hörsaal ganz weit Hintensitzender.

Ein ganz und gar Prüfungsängstlicher.

Und Abgabeterminverdrängender?

 

 

 

Einer der, lieber Anleitungen als Lektüren liest.

Dem Arzt für ein Attest ins Gesicht nießt.

Einer der Schlaf und Freiheit genießt.

Bei dem mehr Bier als Erkenntnis fließt,

und Mangels waschen immer riecht.

Einer der vor lauter Faulheit trieft.

 

Ist er ein nie zur Uni Erscheinender,

sein Schlechtes Gewissen Unterdrückender,

dann doch wieder saufen Gehender,

kurz vor Semesterende Panikschiebender,

mit wahnsinnig viel Glück Bestehender,

und dann darauf wieder weiter saufender,

Idiot ?

Vielleicht ist er so? Wer weiß es? Wer kennt es?

Aber, wenn wir schon nach dem „Wer“ fragen, dem Studenten also ganz klar Eigenschaften und Denken nachsagen, ihn als Menschen deklarieren, so müssen wir auch fragen:

Wovon lebt der Student?

 

Ist er ein genüsslich Kaviar schmatzendes,

immer das neuste Wildbrett bekommendes,

nur den frisch gepressten Saft trinkendes,

champagner aus der Champagne genießendes,

Eis aus Italien schnabulierendes,

Vorkoster besitzendes und überaus deliziöses Individuum?

 

Ist er ein hart für seinen Unterhalt arbeitender,

jede Arbeitsschicht übernehmender,

Arbeit mit Freude ausübender,

niemals Trübsal blasender,

ein dem Chef immer in den Arsch kriechender,

und mit in die Luft erhobenen Gehaltscheck jubilierender Mensch?

Einen den man nur bewundern kann und auf den man sogar fast schon ein bisschen neidisch sein darf?

 

Oder ist er ehr der,

welcher froh über den Mensafraß ist

Einer der nur Nudeln frisst.

Milch auch noch trinkt nach der Ablauffrist.

Jemand der den Schimmel vom Essen kratzt, Schicht für Schicht,

nie die Teller trocken wischt,

und Nutella in Litern misst?

 

Ist er immer auf sein Barfög am Warten?

Draußen mit dem Spaten nach Gold am Graben?

Kiloweise Pfandflaschen am Wegfahren.?

Und stolz auf seine Sammlung leerer Dosennudelrahmen?

Besitzer eines riesigen fünf Cent Harem

Ist er wirklich immer Freunde nach Barem am Fragen?

 

Wer weiß schon was einen Studenten ausmacht?

Weißt du es?

Hast du eine Vorstellung?

Oder du ?

Ich zeigte auf meine Mitkommilitonen.

Mittlerweile war ich die Stufen runter bis zum Dozenten gegangen, hatte mir sein Mikrofon geschnappt und weiter erzählt. Zum Dozenten nun umdrehend sagte ich:

„Die Antworten, und da können Sie mir sicher sein, sind von Student zu Student komplett verschieden.

Nicht jeder Student findet auf alles einen Reim, und nicht jeder Student ist hängengeblieben.

Sie werden überrascht sein was ein Student alles sein kann, wenn man ihn lässt.

Doch werden sie das nie verstehen, hatten nie den Drang, den man brauch damit man wächst.

Sie sind Dozent und reden nur Tag ein Tag aus immer das gleiche.

Doch ein Student ist mehr als man denkt, ist immer auf der Reise.

Vielleicht werden die Fleißigen triumphieren, und die Faulen fallen.

Doch liegt es nicht an mir, Ihnen zu gefallen.

Denn ich bin Student, mir egal wie Sie das sehen.

Sie waren auch mal einer, vielleicht werden Sie verstehen,

dass diese zehn Minuten es echt nicht wert waren,

von Zuhause bis hier hin zu traben.

Ich werd nun gehen, hab keinen Lust.

werd ertrinken meinen Frust.

Ich lad Sie auch auf ein Bierchen ein,

dann können wir weiter diskutieren.

Vielleicht hören Sie dann auch auf zu schreien.

Denn ich steh doch direkt neben Ihnen.“

 

Ich ließ das Mikrofon fallen, packte meine Sachen und verließ meine Bühne.

Mich schon auf das Bier freuen, zog ich die Hörsaaltür hinter mir zu.

Und alles was ich von drinnen her noch hören konnte war der tosende Applaus meiner Zuhörerschaft.

 


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3 Kommentare Gib deinen ab

  1. gibt’s da keine philosophische dikussion, werte, aufgabe, sinn?
    ja das süsse studentenleben, Kaviar mag ich eh nicht, aber der rest kligt ganz gut, geht ja auch locker vom BAföG der champagner nür dann halt drei Wochen fasten.
    Und gut geschrieben, wieder da?

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    1. Ich bin auf jeden Fall auf einem aufsteigenden Ast!

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  2. hallooo, erinner dich! was geht? alles klar?

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